Bauprojekt:Ein Hotel der Zukunft für München

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In München soll ein "Schani" Hotel nach Wiener Vorbild entstehen. (Foto: Hotel Schani)

Per App das Zimmer aussuchen, einchecken oder die Tür öffnen - Wiener Investoren planen im Bahnhofsviertel ein High-Tech-Hotel. Ende 2021 soll es eröffnen.

Von Franz Kotteder

Die Zukunft der Hotellerie findet in München statt. Davon sind Münchens Hoteliers zwar ohnehin überzeugt, aber jetzt können sie auch noch auf das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation verweisen. Denn das will Ende 2021 zusammen mit den Wiener Schani-Häusern ein Zukunftshotel in München eröffnen. In Wien gibt es schon zwei Häuser dieser Art - dort kann man zum Beispiel per Smartphone-App sein Zimmer aussuchen, einchecken und damit im Hotel sein Zimmer öffnen. Es gibt Glasfaser-Hochgeschwindkeits-Internet, Coworking-Spaces in der Lobby, testweise war auch schon ein Lobby-Roboter im Einsatz, der nun allerdings wieder ins Labor gewandert ist, zur Überarbeitung. Bis das Münchner Haus so weit ist, ist er wohl bestimmt wieder im Einsatz.

Erfunden und zusammen mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt hat das Konzept der Wiener Hotelier Benedikt Komarek. 2015 eröffnete das erste Schani Hotel am Wiener Hauptbahnhof mit 135 Zimmern. Der Name kommt vom typischen Spitznamen für Kellner in Wiener Gaststätten, den Wirtsgarten nennt man dort gerne "Schanigarten". Übertragen aufs Hotelgewerbe sieht man sich als "freundlichen Dienstleister", und die Zeit, die man sich durch mobile Hilfsmittel einspart, stehen für andere Tätigkeiten zur Verfügung, sagen die Betreiber. In Wien funktioniert das bestens, dort hat man vor einem Jahr bereits das zweite Hotel dieser Art eröffnet, dort aber nur mit 24 Zimmern.

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Das Münchner Haus wird das erste Schani Hotel außerhalb Österreichs. Geschäftsführer Komarek will hier mit einem besonders innovativen Konzept auftrumpfen: "In München werden wir noch ein Schäuferl nachlegen und Technologien und Design auf hohem Niveau vereinen." Man sei mitten in der Planungsphase und spreche mit dem Fraunhofer-Institut, das eine eigene Forschungsreihe mit dem Namen "Futere Hotel" hat, über die Ausstattung des Hauses: "Wir evaluieren gerade, welche neuen Technologien sich dafür eignen."

Wo das Münchner Schani genau entstehen wird, verrät Komarek noch nicht: "Es ist im Bahnhofsviertel, ähnlich wie bei uns in Wien." Das renommierte Wiener Architekturbüro BWM Architekten wurde mit der Planung beauftragt. Es handelt sich jedenfalls nicht um die Umnutzung eines bestehenden Gebäudes: "Das jetzige Haus wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt." Auch zur Größe will sich Benedikt Komarek noch nicht äußern: "Es wird nicht größer als unser Stammhaus in Wien", sagt er, "zwischen 80 und 150 Zimmer, das ist unsere Lieblingsgröße."

Ein "Top-Produkt" soll es jedenfalls werden, so der Eigentümer, und sein operativer Geschäftsführer Markus Marth, der auch für die Expansion nach München zuständig ist, ergänzt: "Ich bin mir sicher, dass der Wiener Charme und die Münchner Herzlichkeit an unserem neuen Standort eine einzigartige Atmosphäre schaffen werden." Zusammen mit Fraunhofer wolle man "die neuesten Innovationen und Trends in der Hotellerie" umsetzen.

Im Bahnhofsviertel wird man die Nachricht wohl mit gemischten Gefühlen vernehmen. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass aus dem geplanten zweigeteilten Motel One an der Schiller-/Bayerstraße nun doch nur ein einziges wird: Der Hamburger Investor DC Values, der das Eckhaus Bayerstraße 25 erworben hat, will jetzt doch nur ein Geschäfts- und Bürohaus und verzichtet auf die ursprünglich geplanten 177 Hotelzimmer. Der Münchner Hotelmarkt boomt aber trotzdem weiter: Marriot eröffnete im Werksviertel hinter dem Ostbahnhof soeben zwei neue Design-Hotels mit zusammen 220 Zimmern und Studios. Und am Montag gaben Holiday Inn und Hilton bekannt, dass sie am Domagk-Park und bei der Fußball-Arena bis Ende 2021 zwei Hotels mit 528 Betten bauen wollen.

© SZ vom 09.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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